Teil 8 Allein mit dem Rad Richtung Wüste

 

 

Ich frühstücke im Innenhof vom Hotel Regina in Gabès und schreibe mit Nesrine. Sie ist die jüngste Schwester von Faiçal, meinem Wüstenführer und sie studiert hier.  Esthetique...und lernt Massage und Pediküre, soweit ich das verstehe.

Wir wollen uns treffen...sie hatte mich eigentlich eingeladen bei ihr zu übernachten, aber das ist in dem Haus in dem sie mit anderen Studierenden wohnt nicht erlaubt. 

Wir schreiben hin und her, aber letztendlich ist die Zeit zu knapp. Ich werde wieder nach Gabès kommen und dann versuchen wir es nochmal. 

Mein Rad ist gepackt, es fehlt nur noch Wasser. Ich habe zwei Getränkehalter für große Flaschen und halte beim Kiosk ein paar Häuser weiter.

Dann versuche ich mit Google Maps aus der Stadt finden. Ich bin es nicht gewohnt diese Navigation zu benutzten und fahre erstmal in die falsche Richtung und bin etwas aufgeregt. 

Doch dann finde ich irgendwann die Ausschilderung Richtung Kebili und schalte das Handy aus.

 

Kaum habe ich die Stadt verlassen, ist die Landschaft sehr trostlos. Überall liegt Müll herum. Autobahnen werden gebaut.

Beton und andere Fabriken und die Dörfer sind noch schmutziger sind als sie sowieso schon sind. Auf den Fabrikgeländen Menschen in staubiger Kleidung und mit ausdruckslosen Gesichtern. 

 

Am Straßenrand vor einer Fabrik sitzt eine Gruppe Männer und sie raunen mir hinterher und mir ist ein wenig mulmig. Ich habe düstere Gedanken.  

 

 

 

Ich will mit nichts schlimmen rechnen. Ich will offensiv sein und mich vom Licht beschützen lassen. Ich habe die Pfeife, die ich von einer Freundin geschenkt bekommen habe, weg gesteckt. Sie soll dafür sein in Notsituationen, wenn mir jemand zu nah kommt, so richtig Lärm machen zu können. Ich will da nicht dran denken, ich denke daran, das ich geschützt bin. Ich habe eine lange Bluse an und will auch nicht mit meinem Körper reizen. 

Ich kann das und habe es viele Jahre gemacht und ich kann auch ganz neutral sein.... und trotzdem offen und freundlich. 

 

Und dann kommen wieder "normale" Dörfer. Menschen winken mir zu und kleine Jungs laufen mir ein Stück hinterher, haben den Schalk im Nacken. Ich klatsche bei ihnen ein und sie freuen sich. 

Und wenn Menschen nur  schauen, dann grüße ich....salam oder bonjour ... und sie grüßen alle zurück... 

die Fremdheit weicht ...ich bin ja die Fremde und mit ihrer und meiner Freundlichkeit scheinen die Unterschiede egal...

 

Ich erinnere mich an die Frustration meiner Tochter kurz bevor wir die Wüste in Marokko erreicht haben. Kein Baum - kein Strauch. Nur fliegt hier auch noch der Müll herum und ich bin mir nicht sicher, ob es sich heute noch ändert.

Als ich müde werde, halte ich Ausschau nach einem Schattenplatz und finde tatsächlich einen halb eingegrabenen Baum am Straßenrand. Der feste Sand ist zu riesigen Hügeln zusammen geschoben und in der Mitte ist ein Tümpel. Ich lege mich irgendwo zwischen die Hügel in den Schatten, hier waren auch schon andere, ich finde eine Feuerstelle. Schattenplätze sind halt rar. 

Doch mag ich nicht lange hier bleiben, da es durch den Tümpel hier viele Fliegen gibt. 

 

 

 

Ich fahre noch ein paar Stunden weiter. Am Straßenrand gibt es kleine Feiler, auf denen steht die Kilometerzahl nach Gabès und Kebili. Nach 75 km verändert sich die Landschaft, sie wird wüstenähnlich mit Sanddünen und kleinen Dornengewächsen und Sträuchern. 

 

 

 

 

Es ist vielleicht 4 Uhr nachmittags und ich schiebe mein Rad von der Straße Richtung Bergkamm, den ich schon seit ein paar Stunden in der Ferne sehe. Mein Herz fließt über vor Freude. Ich finde Blumen, blühende Büsche und ein trockenes Flussbett. Ich laufe bestimmt 2 km in diese zauberhafte Landschaft und suche mir einen Platz für das Zelt und werde fündig.

 

Ich mache ein paar Fotos, breite meine Yogamatte aus und kümmere mich um meinen Rücken...und krabble dan irgendwann in mein Ufo. In der Ferne höre ich Hunde bellen...oder sind es andere Tiere. Ich weiß sie können mich hier nicht wittern und höre auf mir Angst zu machen. 

 

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Kommentare: 2
  • #1

    Reinhard V. (Sonntag, 22 März 2020 16:05)

    Deine so ehrliche,offenen persönliche Eindrücke sowie die Veränderungen auf der Fahrt aus der Stadt in die Wüste beeindrucken mich immer.

  • #2

    Erika ALLERMANN-Opper (Samstag, 24 Oktober 2020 19:58)

    Liebe Cordula, ich lerne dich ja gerade erst kennen, und schwanke hin und her zwischen Bewunderung und rückwärts gerichteter und daher nutzloser Sorge. Du hast alles gut überstanden, und ich verstehe, dass du dich deiner Umgebung gut anpasst und daher heil bleibst, aber mir ist es ein bisschen unheimlich.