8-Eine drohende Vertreibung wird zur zauberhaften Einladung….

Es sind nur noch ein paar Kilometer bis Hbabsa und der Nachmittag neigt sich zuende. Hbabsa soll klein sein. Besser wenn ich mir vorher noch einen Platz zum Schlafen suche.

Ich bitte um Führung. Das Land ist weit.

Links am Berg sehe einen Hirten mit Schafen. Ich biege rechts auf eine Spur von einem Moped. Überall sind auch Hufspuren.

Ich komme auf eine kleine Hügelkette zu und stelle mein Rad ab und gehe zu Fuß weiter. Hinter dem Berg liegt ein Hof. Ich gehe zurück und Stück weiter und komme ich in ein Flussbett das tiefer liegt, perfekt, hier werde ich nicht gesehen. 


Ich gehe nochmal weiter links auf die steinigen Felsen um zu schauen, ob da noch mehr Häuser sind, blöderweiser entdeckt mich der Hofhund vom ersten Hof und schlägt Alarm.

Ich gehe zurück, nehme mein Rad und schieb im größeren Bogen zum trockenen Flussbett und setzt mich irgendwo hin, bis der Hund Ruhe gibt.

 

 

Es ist noch eine halbe Stunde Zeit bis es dunkel wird und ich will endlich den Benzinkocher ausprobieren. Ich bin noch am Schrauben, meine Hände stinken schon nach Benzin und lese immer wieder die Bedienungsanleitung welchen Hahn ich wann auf-und zudrehen muß,  da steht plötzlich ein älterer Mann neben mir. Der Hirte von der anderen Seite. Das hätte ich mir denken können, das er mich in seinem „Revier“ sofort sieht.

Wir reden mit Händen und Füßen und ich sag ihm das hier schlafen möchte.

Er hält beide Zeigefinger nebeneinander-Kollega Kollega ….hmm, was könnte das heißen?

Irgendwann kommt eine Frau dazu, sie ist sanft, jedoch bestimmt, nein ich kann da nicht schlafen! 

Ich bleibe einfach sitzen. Sie schenkt mir einen Granatapfel. Ich zeig ihr die Karte,

wie ich reise und das ich ein Zelt dabei habe. Sie gehen nicht weg. Ich bleibe sitzen. 


Sie telefoniert und eine junge, hübsche Frau kommt, ihre Tochter. Sie spricht ein bisschen Englisch.

Ich soll mit zu ihr nachhause kommen, hier wäre es zu gefährlich, wilde Tiere. Ich gebe nicht locker, welche Tiere? Scorpione und Schlangen, ok, was noch?

Ob sie schon mal von einer Schlange gebissen worden sei. Nein.

Vielleicht ist es hier, wie bei uns mit dem im Wald schlafen….es ist angstbesetzt, weil unbekannt….natürlich gibt es hier noch mehr Gründe…wie Scorpione, Schlangen und Hunde.

Ich habe zuhause ein Buch über die Tierwelt Tunesiens und anscheinend ist es Glück, wenn man eine Schlange trifft und das dann auch eher in Nationalparks.

Vor Scorpionen habe ich keine Angst mehr, seitdem ich mal gestochen wurde.


Ich soll jetzt mitkommen, sie ist sehr bestimmend, aber auch zauberhaft. Ok, ich gehe mit.

Wir gehen noch ein ganzes Stück auf eine Anhöhe. Die Schafe bringt die Mama hinten in den offenen Stall. Ihre Schwester ist 24, sie ist 20.

Ich soll mit ihr und der Schwester im Wohnzimmer schlafen.

Nein, ich möchte nicht drinnen. Ich bleibe hier, ich habe mich gestern schon überwunden, aber ich baue mein Zelt unter den Olivenbäumen auf. Ok, sie akzeptiert es, obwohl sie meint es wäre viel zu kalt. Tatsächlich schwitze ich nachts öfter in meinem Schlafsack.


Der Hof ist sehr schön , man blickt auf die untergehende Sonne und die Berge.

Die Schwestern machen Nudeln mit Lammfleisch, die Mama versorgt die Tiere, es gibt viele, Schafe, Ziegen, Hühner, Truthähne oder sowas ähnliches, Kaninchen, Tauben,….

Das Essen schmeckt toll. 

Die Mama bleibt im Hintergrund und die Mädels sind sehr aufgeschlossen und interessiert. Die ältere Schwestern benutzt den Übersetzer, um mit mir auf Englisch zu kommunizieren. 



Morgen soll es ein Festival in der Nähe geben, ob ich mitkomme? Zwischen zehn und ein Uhr Mittags. Kann das Zufall sein? Natürlich komme ich mit.

Nachts im Zelt, ich schlafe nur im Innenzelt,  ist es herrlich unter den Sternen und den Olivenbäumen.  Die Hunde und Kaninchen schlafen in der Nähe. Ich träume von einer Dusche, ich stinke nämlich fürchterlich nach 5 Tagen….der Traum erfüllt sich am nächsten Morgen. Ich kann mir über einem Abfluss im Boden aus einem großen Eimer Wasser mit einem Plastikbecher das Wasser über den Körper kippen und auch so die Haare mal waschen. Ich weiß nicht, wann ich das letzte mal eine Dusche so genossen habe.


Die Tiere werden versorgt und bleiben heute im Stall. Sie brennen von den Kakteen die Stacheln ab, die bekommen die Schafe und Ziegen dann zum Fressen.

Die ältere Schwester macht mir ein Fladenbrot mit Olivenöl und Oliven von den eigenen Bäumen und kocht mir 2 Eier dazu, die anderen haben anscheinend schon gegessen.




Ich will mein Fahrrad mit zum Festival nehmen und von da weiter fahren.

Wir werden an den Straße von einem Pick Up abgeholt.

Ich gehe mit der jüngeren Schwester und dem Rad vor. Sie hat ihr Kopftuch abgelegt, trägt Jeans und Lederjacke und die ältere Schwester macht es ähnlich der Mutter mit Kopftuch und Kleidung.

Mama und Schwester kommen nach. Die beiden Straßenhunde, die uns auch schon angekläfft haben, greifen die anderen beiden richtig an und sie schmeißen mit Steinen nach ihnen. Die jüngere Schwester kommt zur Hilfe, sie hat weniger Angst.

Ich sehe nochmal deutlich, wie stark die Hunde auf Angst reagieren.

Der Pick-Up der hält, ist eigentlich schon voll, mit Frauen, Kindern und ein paar Männern, das Fahrrad packe ich ab, das kommt in die Mitte und wir vier auch noch drauf. Ich setzte mich auf meine Unterschenkel in die Mitte, aua, das war keine gute Idee. Dann geht es 15 km auf einer Nebenstraße über Stock und Stein, bzw. durch alle Löcher.

Wir erreichen den Ort und parken. Eine kleine Straße ist voller Stände und führt einen kleinen Abhang hinab.

Unter Olivenbäumen sitzen Familien. Ziegen und Schafe werden geschlachtet, Süßigkeiten, Haushaltswaren und Klamotten verkauft.

Auf einem Platz wird getrommelt, ein Reiter vollführt Kunststücke. Freunde werden hier getroffen und ich werde einigen vorgestellt.

Wenn ich etwas kaufen möchte, übernimmt es die jüngere Schwester, sie ist sicher das ich „getäuscht“ werde. Ja, ich weiß.

Ich hatte eine Flasche Wasser für einen Dinar gekauft, normalerweise zahlen sie hier 800….da kommen noch ein paar Nullen dahinter, ich gebe 2 Dinar und bekomme kein Rückgeld.

Ich merke dem Verkäufer die plötzliche Habgier an und habe Mitgefühl. Ich kenn das auch bei anderen Dingen.

Ich lasse es dabei, es sind nur Pfennigbeträge. Nein, das geht nicht, meint die jüngere Schwester und übernimmt das für mich.

Nach 2 Stunden mache mich wieder mit dem Rad auf den Weg. Ich will der jüngeren Schwestern etwas Geld geben als Dank für Essen und Übernachtung, sie lehnt vehement ab, ich war ihr Gast.

Ich habe Tränen in den Augen, als ich gehe.


Nach dem Trubel genieße ich die Ruhe auf dem Rad…..ich überhole irgendwann eine junge Frau auf dem Esel, ein wunderbares Bild ❤️

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