Mein Rad steht in Tunis. Seit letztem Jahr will ich meine Radreise fortsetzen und in die Wüste radeln. Das Vorhaben erscheint mir schwer mit den Coronaregeln, außerdem habe ich dieses Jahr einenneuen Job angenommen. Ich betreue einen 12 jährigen Jungen während der Schulzeit und bin an die Schulferien gebunden.
Ich habe dadurch zeitlich gerade nicht viele Möglichkeiten. Im Sommer ist es zu heiß für die Wüste und da ich gehe ich mit Gruppen in die Berge und in die Wälder. Die Oster-und Herbstferien sind fürWüstenwanderungen. Die Herbstferien stehen vor der Tür und eigentlich wäre ich mit einer Gruppe nach Marokko gereist, es waren immerhin zwei Teilnehmerinnen, bis eine absprang. Meine Kollegin würdemich sowieso etwas länger weglassen.
Wenn ich ungeimpft bin, muss ich 10 Tage in Tunesien in Quarantäne. Ich überlege lange…allein von dem Geld fürs Quarantänehotel kann ich mir ein neues Rad kaufen.
Oder doch impfen? Ich schlafe ein paar Nächte drüber. Ich kann es nicht, es fühlt sich nicht richtig an. Ich glaube, was Krankheit und Gesundheit angeht ist die göttliche Kraft die einzige,die uns heilt.
Was will ich wirklich? Ich will innerlich frei sein und ich will Erfahrungen machen, also fahre ich…..
Flughafen Tunis
Ich muss zurück hinter die Passkontrolle, da ich keine Pauschaltouristin bin, die dürfen ohne Quarantäne durch.
Ich komme um 3 Uhr nachts an. Es gibt einen netten Beamten, der sich um die Quarantänefälle kümmert. Die müssen vom Hotel abgeholt werden. Ich sitze mit einer jungen, aufgeschlossenen Tunesierin
auf den Wartebänken. Sie spricht ganz gut Englisch. Sie fährt in ein 4. Sterne Hotel nach Hammamet. Ihr Flug war zu spät, ihr Shuttlebus ist weg. Das Hotel in Hammamet hat ihr ein Freund
empfohlen. In Tunis sollen sie alle furchtbar sein. Sie lebt in Frankreich und ihre Familie, die sie besucht, in Tunis. Sie hat Angst vor der Quarantäne und braucht ein nettes Hotel mit nettem
Personal.
Wir verbringen ein paar Stunden gemeinsam vor der Flughafenpolizei, bis sie abgeholt wird.
Die Tür nach draußen zur Rollbahn ist offen….ich schlendere umher….die Sonne ist gerade aufgegangen. Und so steh ich an der offenen Tür.
Das tunesische Leben, so nah und und doch fern…Ich sehe in der Ferne ein Riesenrad.
Eine kleine Katze läuft vorbei.
Oder ich spazier hier einfach raus 🤔
Da pfeift mich auch schon ein Beamter zurück.
Ich dachte schon, das der zuständige Beamte gegangen ist, ich habe ihn eine Stunde nicht gesehen….nein ist er nicht, er bleibt dran…und eine Kollegin kommt auch dazu. Sie sind bemüht.
Ich muss noch warten….das ganze ist kompliziert…..
Ich habe alles Willkommen geheißen, ich will nur auf meine Gedanken aufpassen, will nichts Schlechtes über das Hotel oder die Beamten denken, das macht mich ohnmächtig.
Hier ist ein anderes Leben, eine andere Kultur. Wenn ich mit Erwartungen und Deutungen rangehe, wird es mir innerlich ganz eng.
Das ganze ist komplex, ich konnte direkt beim Hotel nicht buchen, deren eigene Seite findet der Server nicht, nur über 3. und da ist es sehr teuer und die Quarantänenummer gibt es nicht, ich
buche was nicht so teuer ist, aber immer noch viel zu teuer, aber ohne Verpflegung, in der Hoffung ich kann es vor Ort richtig buchen. 😅
Das war vorgestern und ich schon unter Druck ohne Hotel.
Ich habe dem 3. Anbieter gemailt, das ich die Quarantänenummer brauche und ein Shuttle zum Hotel. Dem Hotel habe ich es gemailt mit der Bestätigung, keiner reagiert.
Jetzt habe ich losgelassen.
Es wird seinen Grund haben und irgendeine eine Lösung geben. Zumindest bin ich schon mal da 😌😎
Ich setzte mich zurück auf die Wartebank vor der Polizei. Leute kommen und gehen.
Vor der Passkontrolle sind immer mal wieder lange Schlangen, manchmal EuropäerInnen, manchmal AfrikanerInnen in bunten Kleidern und alten Koffern.
Wunderschöne Menschen.
Ich sitze lange allein…nicke ein.
Irgendwann setzt sich ein älterer Tunesier zu mir, wir reden wenig. Er wartet auch auf einen Shuttlebus. Er hat ein Laptop auf den Knien und
irgendwann merke ich, das er mein Hotel googelt. Ich habe keine tunesische Simkarte und er ruft für mich beim Hotel an. Die Nummern von der Liste funktionieren nicht, das versucht der Beamte ja
auch schon seit Stunden.
Er findet eine andere Nummer. Besetzt. Irgendwann kommt er durch.
Und wir können es gemeinsam klären. Ich bin ihm dankbar und hab Tränen in den Augen.
Und so werde ich nach 7 Stunden vom Hoteltaxi abgeholt. Zum Glück hat der Fahrer eine Flasche Wasser mit. Ich habe seit gestern nichts mehr getrunken und jetzt ist es 10 Uhr.
Ich werde zur Rezeption gebracht, zufällig ist der Manager da, mit dem ich gemailt habe.
Ich streite erfolglos mit ihm rum. Er redet sich raus und ich bin sauer über meine Ohnmacht.
Da kann ich noch was lernen.
Mit dem Appartement hat es mich allerdings gut getroffen. Ich habe einen überdachten Balkon, ich sehe den Himmel und es ist ruhig hier 🙏🏻
Nachts schlafe ich herrlich 😌
Die Appartements gegenüber stehen leer, da wird nur tagsüber gearbeitet.
Ich bin nicht wirklich allein auf dem Balkon…die Security wacht den ganzen Tag, …zufällig gegenüber …..
Der Wachmann schlägt mir heut morgen auf Französisch vor ans Meer zu gehen, mit Mundschutz …..oh mein Herz hüpft vor Freude….
es ist nicht weit….zumindest bis zum Meerblick, nein runter dürfte ich nicht….oh das habe ich nicht richtig verstanden….
Die Hotelanlage liegt auch relativ hoch, erstmal sehe ich hier nur Steilhänge mit Dornenbüschen….am Ende noch eine Straße.
Ich bleibe (erstmal) hier.
Beim Verständnis hilft nur Französisch oder Arabisch lernen….ich habe mir einen französischen Sprachkurs vorher aufs Handy geladen und habe hier zum Glück Internet ….
Die Einsteiger Lektion habe ich heute morgen durch….und Yoga ….🧘🏻♀️💗
Mir geht es gut.
Mir fällt es ja schwer, mich mit Leuten zu streiten, auch wenn etwas nicht korrekt ist, neige ich dazu vorschnell beizugeben.
Heut habe ich die Challenge angenommen.
Ich bin bis zum Direktor gegangen. Ich war richtig hungrig und wütend, und habe das gezeigt.
Dieses Hotel ist als Quarantänehotel beim Auswärtigen Amt ausgewiesen. Es gibt feste Preise, je nach Sterne.
Die hat mir der Manager auch zugeschickt.
Ich wollte buchen, er hat nicht reagiert und erst kurz vor knapp geschrieben, das ich übers Internet buchen müsste. Deren Seite hat der Server garnicht gefunden, nur 3.Anbieter….zu horrenden
Preisen, so habe ich nur das Zimmer gebucht und gedacht ich regel es mit dem Essen da.
An der Rezeption will der Manager mir weiß machen, das der Preis nur gilt, wenn man vor Ort bucht und auch vor Ort bezahlt. Man bräuchte also Bekannte in Tunis, die das regeln.
Ich soll jede Malzeit, jedes Getränk einzeln extra bezahlen.
So habe ich eineinhalb Tage mein Müsli und die Nudeln die für die Radtour gedacht waren, gegessen. Es ist schon spät Nachmittag heute, ich habe nur Haferflocken gehabt und bin hungrig und
wütend.
Ich werde ins Büro gebracht. Ich gehe aufrecht, habe ziemlich viel Adrenalin und meine Augen sprühen.
Die Managerkollegin erzählt mir dasselbe und ich will den Direktor sprechen.
Er windet sich, die Regierung gibt einen zu geringen Betrag vor, meint er. Aha, das ist es also.
Für mich ist es tatsächlich sehr viel Geld.
Ich finde das in keinster Weise korrekt, auch die Art der Kommunikation und mich 7 Stunden am Flughafen warten zu lassen.
Ich will den Differenzbetrag zwischen der Buchung und den vorgegeben Preis für das Quarantänehotel mit Essen bezahlen. Und dann soll er auch noch einen Tag abziehen.
2 Mahlzeiten reichen mir.
Er muss es klären, fragt ob ich warten möchte, ja ich warte und als er wieder kommt, willigt er ein.
Wir geben uns die Hand.
Danke, mein Arschengel 😎
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Vollerthun (Freitag, 15 Oktober 2021 21:07)
Liebe Cordula, bleibe unter Gottes Schutz und komme , auch nach dem Sturz in den Graben, wieder gut auf die Beine.
Vor allem komme wohlbehalten zurück.
Habe noch eine gute Zeit wünscht aus Damme
Reinhard
Alex (Freitag, 15 Oktober 2021 21:23)
Hallo Cordula, du bist so stark und mutig.
Ich wünsche Dir noch viele Abenteuer.
Liebe Grüße