Teil 3 Buongiorno, italia

 

 

Ich wache immer wieder auf und höre die Waldbewohner und schlafe auch immer wieder ein. Mit der Dachplane vom Zelt als Decke ist es zwar warm, aber der Schlafsack wird nass, erstmal nur außen. Das hätte ich mir denken können. 

 

Ab vier Uhr bin dann ausgeschlafen und der Rücken tut mir weh. Ich habe ja auch schon vor acht gelegen. Ich setze mich einfach hin und schreibe....

 

Nach sechs stehe ich auf, zieh mich warm an und packe ein, mache Katzenwäsche 😸 und Frühstück. 

 

 

Und dann radle ich zurück zum Bahnhof. Als ich auf die erste kleine Straße komme, tuen sich die Berge im morgendlichen Sonnenlicht auf. Bon Journo Italy. 

Mich durchströmen Glücksgefühle.

 

 

 

 

Es ist noch nicht viel Verkehr, ich stoße auf die größere Straße und irgendwann meldet sich wieder die Zugverpass-Ängstlichkeit. Es gibt keine reale Gefahr, auch nach Napoli fahren noch andere Züge, zwar erst wieder Mittags, trotzdem. Dadurch das ich die Straße fahre, kenne ich den Weg zurück nicht und verpasse die Abfahrt. Ein Schild zum Bahnhof weist mich in die andere Richtung. Ich frage einen älteren Herren. Er nimmt mich ein Stück mit und nennt mir ein Café an dem ich abbiegen soll. Ich fange an zu summen, ein bewährtes Mittel, um Ängstlichkeit an die Hand zu nehmen. Das Café ist schnell gefunden und auch der Bahnhof.

 

 

 

 

Im Fahrradabteil hänge ich das nasse Zeltdach auf.

 

Die Fahrradtaschen hatte ich beim Einsteigen abgemacht, da ich die Stufen nicht hochkam. Kurz vorm Aussteigen schaut mir ein Mann aus Ghana interessiert zu und hilft mir das Rad runterzuheben. Wir kommen ins Gespräch. Er hat eine sanfte Energie und rät mir in Napoli aufzupassen und auch nochmal zu checken, ob ich alles dabei habe als wir das Rad zusammen aus dem Zug heben. Ja hab ich, danke 🙏🏻 

 

Nächster Halt Napoli. Ich kenne nur Pizza Napoli, schon im Zug haben einige Mitreisende  Atemmasken auf. Auch auf dem Bahnhof. 

 

 

 

Ich habe eineinhalb Stunden Zeit und schlendere über den großzügigen Platz und an den Cafés und dunkelhäutigen Straßenverkäufern vorbei. Sonnenbrillen, Unterwäsche, Schmuck....manche Straßenzüge haben schon das Flair Afrikas. 

 

 

 

Ich kaufe bei einem Pakistani Wasser und setzt mich auf die Stufen vom Bahnhofsvorplatz, wo vorrangig dunkelhäutige Menschen sitzen. Eine Frau in den Dreißigern, vielleicht auch jünger kommt auf mich zu und setzt sich neben mich. Sie hat dunkle lange Haare, ist geschminkt, die Beine sind nackt und schön, sowie der Rest auch. Die Füße stecken in Boots. Sie ist schlank und hat ein sehr schönes Gesicht. 

Wir kommen mit einfachem Englisch ins Gespräch. Sie ist begeistert von meiner Tour und klatscht ein. Ihre Mutter kommt aus Tunesien, ihr Vater aus Napoli, sie leben beide nicht mehr. Sie arbeitet für die „Liebe“. Sie mag Napoli nicht. Ihr Leben scheint nicht leicht. Wohnraum ist teuer, wenn ich sie richtig verstehe. Oder die Miete für ihre Arbeit? Was zu rauchen braucht sie, Essen ist ihr nicht so wichtig.

Ich mag sie, sie hat was Herbes und was Verletzliches. Ihre Augen flattern ein bisschen.

Ich sag ihr, das ich sie schön finde. Sie meint: das sei nicht so wichtig. Für ihren Job vielleicht schon, denke ich und fühle ihr Herz. Und wir sitzen einfach beieinander.

Und so schnell wie sie kam, ist sie auch wieder verschwunden. 

 

Nur noch 40 Minuten von Napoli nach Salerno, wo morgen die Fähre ablegt. 

 

Ich frage in einem Zeitschriftenladen wo der Hafen ist. Der Hauptstraße nach rechts 4 km folgen. Das ist leicht und wirklich ....ich gehe noch eine Parallelstrasse weiter und bin schon am Meer, rechte Hand hinter dem Riesenrad sehe ich schon Grimaldi Lines. Auf dem Boden der Promenade überall Konfetti, viele Kinder und einige Erwachsenen in Verkleidung. 

 

Ich bleibe vor dem Spektakel auf einer Bank sitzen...