Vor vielen Jahren träumte ich von einer Brücke die ins Meer führt. Ich war die Brücke, ich war das Land und das Meer.
Ich will hier eine Geschichte erzählen von meinem Umgang mit Angst, als Brücke vom Meer zum Land:
In diesen Tagen durchs Watt zu laufen ist kalt an den Füßen. Sehr kalt!
Das es kalt wird, wurde mir erst kurz vorher klar. Ich hatte zwar Gummistiefel dabei, die hatten aber ein Loch.
Außerdem war nicht klar, ob das überhaupt mit Gummistiefeln funktioniert oder die Dinger im Schlamm stecken bleiben würden.
Hinfallen wäre auch nicht glücklich, da das Watt doch sehr nass ist und die Brise ganz schön steif.
Seit längerem habe ich die Absicht mich frei zu machen, meine Kraft und meine Energie.
Viele Ängste zeigen sich erst im Tun und siehe da, ich hatte Muffe vor der Kälte, vor Erfrierungen und ganz tief in den Knochen die Angst vorm Kältetot. Und meine Füße sind sehr empfindlich.
Also super Gelegenheit durch die Angst zu gehen, auf die andere Seite, ans andere Ufer....
Schwupps, das (innere) Kind an die Hand gefasst und auf mit Gottfried (Gott und Fredy/ auch ein inneres Kind)
durch das Nordseewatt an einen Abend im Oktober bei Sonnenuntergang.
Also Gottfried kannte den Weg durchs Watt, sollte ich an dieser Stelle vielleicht noch erwähnen. Wir sind nicht mit einer Horde Kinder einfach so los gelaufen !
Ich bete und bitte still um Führung und wir gehen schweigend am Arm eingeharkt oder Hand in Hand, falls einer fällt.
Wir summen, singen. Langsam Schritt für Schritt. Immer mit der Aufmerksamkeit in den Füßen bleibend.
Weiter Atmen, tief atmen.
Die Füße werden kälter und schmerzen. Angst steigt auf. Ich frage still, manchmal antwortet Gottfried, wie stellvertretend.
Er ist sehr wach neben mir. "Kannst Du die Zehen noch bewegen?"
Durch die Gummistiefel kommt schnell Wasser, die Strümpfe rutschen, also aus damit und barfuß in die Stiefel.
Die Füße scheuern in den feuchten Stiefeln, eine Blase entsteht recht schnell. Schmerzen.
Ich bleibe mit der Aufmerksamkeit in meinen Füßen, immer schön tief atmen und achtsam gehen.
Still nach dem nächsten Schritt fragen, was könnte helfen? "Leichtigkeit", "Singe, Kind, singe"
Und ich singe,...töne.
Wir singen und tönen. "Old man drives the car" , oh yes, das tut er.
Wir gehen durch Priele und singen immer lauter. Alles wird eins. Die Sonne geht unter.
Eine Gruppe kommt uns entgegen. Ich sehe in allen Augen Licht, den Heiligen Geist, Liebe.
Ich bin Liebe und Gottes Frieden (Gottfried), alles strahlt, wir sind eins.
Beim nächsten Priel schwappt das Wasser in die Stiefel, oh wie kalt.
Plan B: Stiefel aus, Gottfried leiht mir seine Wattschuhe und geht barfuß , oh mein Gott, Gottfried.
Ich geh mit Strümpfen in seine zu großen Wattschuhe, rutsche immer wieder raus, muss das Band immer wieder fest ziehen,
es wird kälter und kälter. Wir singen lauter und lauter.
Singen uns die Seele aus dem Leib, nein eher in den Leib. Ich atme tief und schnell, stöhne über die Kälte und
die schmerzenden Füße, wie bei einer Geburt.
Ich wusste gar nicht was da alles für Töne in mir sind.
Ist es Gollum? Wer lacht da so dreckig und laut aus den Tiefen? Und neben mir tanzt der Hofnarr.
In der Dunkelheit zeichnet sich das kleine Land schattenhaft ab.
Wir kommen an.
Wo kommen wir her? Wo kommen wir an?
Erleichterung wie nach einer Geburt. Was für ein Kind ist da geboren? Ich muss an eine Liedzeile denken, die meine Tochter irgendwo stehen hat:
"First name is Free, last name is Dom" und ich lache und lache und kann mich kaum einkriegen.
Herrlich.
Dem Himmel und Gottfried sei Dank!
Alles ist eins.
Wir übernachten zweimal in einer kleinen Schutzhütte und gehen bei Sonnenaufgang zurück zum Festland.
Ich gehe übrigens ohne Angst :O)
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Wofram König (Sonntag, 05 Juni 2016 16:23)
Diese schöne Geschichte ist der Grund ?warum ich Dich und Deine Intentionen einmal näher kennen lernen will.W.
Cordula (Sonntag, 05 Juni 2016 16:46)
Ich freu mich sehr auf unsere gemeinsame Wanderung, Wolfram.