Die Hütte im Wallis # 1

 

Wir reisen über Nacht mit dem Zug in die Schweiz. Ich habe keine Sitzplätze reserviert. Am Bahnsteig visualisiere ich ein Abteil mit 6 Sitzen. Und im Zug finde ich es. Ein junger Mann sitzt dort allein, daneben noch ein Abteil mit einem Mann. Ich frage ihn, ob er sich vorstellen kann sich umzusetzen und er geht bereitwillig rüber. 

N. möchte erstmal für sich sein, sie hat heute noch gearbeitet. Sie sitzt im Waggon nebenan. 

C. wird nach 3 Uhr in Mannheim dazu steigen.

Wir reden nicht viel, ziehen die Sitze etwas aus. E. bläst ihre Luftmatratze auf und legt sich auf den Boden. M. und ich machen uns auf den Sitzreihen lang. N. geht später ins Abteil nebenan und legt sich auch auf die Sitze. Der junge Mann steigt noch vor Mannheim aus. Perfekt.

 

Kurz vor 3 bin ich von alleine wach, M. auch. Und so winken wir am Bahnsteig C. heran. Ihr Freund dachte schon das ich die Schaffnerin bin 😂🙃

C. hat es geschafft. Sie ist gekommen. Sie hat sich erst vor ein paar Tagen zu der Reise entschieden. Sie war in einem großen hin und her und sowieso in einer Lebenskrise. 

M. ist ihre Freundin. Wir drei sind sehr froh und es fühlt sich schon jetzt im Herzen verbunden an.

 

 

 

Am Morgen erreichen wir die Schweiz, steigen noch 2 x um und sind in Salgesch. 

Hier wohnt Gert, bei dem auch meine Hirtenfreundin Sabine im Winter und wenn sie von der Alm kommt, wohnt. 

Die Hütte, zu der wir wollen liegt auf ca. 1900 m oberhalb von Salgesch. Sabine hat hier 3 Jahre Ziegen gehütet. 

Ihr Arbeitgeber Armin hat die Ziegen letztes Jahr aufgegeben und Sabine arbeitet jetzt eine Alm weiter mit Schafen. 

Eigentlich wollte Armin uns das Gepäck hochfahren, da er keine Zeit hat, macht es Gert. Er kommt mit dem Wagen bis zur Käsealm, zu Fuß eine 3/4 Stunde noch von der Hütte entfernt. 

Jetzt tragen wir das Gepäck erstmal zu Gert, der eine viertel Stunde vom Bahnhof entfernt wohnt, wir brauchen ewig 😂

Ich habe doppelt so viel Essen mit, wie angedacht: 1 große Reisetasche, 1 kleinere und 2 mittelgroße Rucksäcke. Die Frauen haben doppelt soviel Gepäck mit wie vorgeschlagen, außer E., sie hat schmal gepackt. 

Wir sind vorne und hinten schwer behangen und ich denke wie lehrreich es mal wieder ist.

Kurz vor dem letzten Berg, hält ein Pick-Up neben uns. Es ist Gert. Große Erleichterung bei allen. Das Gepäck wird auf die Ladefläche geschmissen und später zur Käsealm gefahren. 

 

 

 

 

Bei Gert lasse ich nicht nur die Essensgeschenke, auch 2 kg Mehl, 2 kg Hafermilch und H-Milch, Nussmus im Glas und einiges andere…..da kommen ein paar Kilos zusammen. 

Sabine ist von ihrer Alm runtergekommen, um uns zu begrüßen und hat Brotzeit und Kaffee für uns vorbereitet. Ihre Herzlichkeit und Offenheit kommt gut an. Die Frauen haben viele Fragen zu ihrem Leben  auf der Alm und Sabine unterhält gerne größere Kreise. 

Sie ist für mich ein guter Spiegel, mir fällt es eher schwerer im Mittelpunkt zu sein, mittlerweile kann ich es jedoch und außerdem habe ich mit der Gruppe eine andere Intention. 

Ich war froh über den ruhigen Anfang, das wir alle erstmal in der Wahrnehmung geblieben sind ohne uns groß Geschichten zu erzählen. 

Sabine kennt mich, versucht sich immer mal wieder zu bremsen, es ist ihre Natur und meinen Neid muss ich selbst "an die Hand" nehmen. 

Gestärkt und mit kleinem Gepäck gehen wir zurück zur Bahn und fahren eine Station weiter nach Sierre und mit der Bergbahn nach Montana. Wir laufen ein Stück Straße und finde irgendwann den Einstieg zum Wanderweg entlang von Wassergräben und kleinen Bächen. 

Sie führen uns direkt zur Käsealm. 

Es ist warm und zwischendurch gehen wir alle in ein Fluss, der als Wasserfall mit kleinen Becken vom Berg kommt. 

Die ein oder andere denkt schon mit Grauen an den weiteren Weg mit Gepäck. Wir können auch einfach nur einen Teil mitnehmen und den Rest am nächsten Tag holen, überlegen wir.

 

 

 

Ludmilla aus der Ukraine, die auch schon in Deutschland gearbeitet hat und deutsch spricht, arbeitet in der Käserei. Sie sagt mir, das die Hirten das Gepäck schon mit nach oben genommen haben. Wie nett, große Erleichterung bei allen. 

Das Gepäck finden wir am Rande der kleinen Straße. Es fängt gerade an zu regnen und wir tragen es schnell zur Hütte. Wir müssen sehr steil den zerfurchten Berg runter, über einen Bach durch ein sumpfiges Gebiet mit Sauerampferähnlichen Pflanzen und ein Stück Berg wieder hoch. 

 

 

 

 

Obwohl es noch Tag ist, der untere Raum 2 Fenster hat, ist die Hütte relativ dunkel. Durch die Eingangstür steht man direkt in der Küche mit Gasherd, Ofen, großem und kleinem Tisch, 3 Stühle und Schemel. Unter den Fenstern steht ein kleines Bett das als Sofa genutzt werden kann. 

 

Es gibt 2 Wasserkanister mit Hahn. Eine Badewanne hinterm Haus, über einen Schlauch läuft immer frisches Wasser nach.

In den Sauerampferpflanzen befindet sich ganz hinten eine Grube die mit Brettern abgedeckt ist, wir schieben sie auseinander…..der Donnerbalken 😜

 

Die Hirten haben um das Haus herum die Wiese abgezäunt, damit die Kühe nicht nah heran kommen. Das Gras und die Pflanzen ums Haus herum sind hoch und wir treten uns kleine Wege platt. 

M. und ich bauen Zelte auf und die anderen schlafen im oberen Teil des Hauses teilweise auf mitgebrachten Matten auf dem Boden oder im Bett. 

 

Jede macht und gibt was sie braucht, mag und möchte. Es gibt keinen großen Plan. 

 

Ich richte die Feuerstelle mit den Bänken aus Holzbrettern und baue am nächsten Morgen vorm Haus mit meinem Tarp einen Unterstand, so das wir auch bei Regen draußen sitzen können. E. macht die Tage die Badewanne sauber, um da regelmäßig Fußbäder zu machen. Eine legt Steine bis zur Wanne, so das wir keine nassen Füße beim Wasser holen bekommen. Wir kochen jeden Tag lecker. Abwaschen und Aufräumen, Holz holen und Sägen……

Der Ofen drinnen zieht schlecht ab, wenn es windig ist, drückt der ganze Rauch in den Raum, dann müssen wir Fenster und Türen öffnen. Am Ende der Woche finde ich ein langes Ofenrohr für draußen im Lagerraum…..

 

 

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