Teil 7 Erster Tag in Tunesien....

 

Das Hostel in Tunis ist ganz zauberhaft. Es gibt zwar kaum Gäste, aber drei junge Männer die mich begrüßen. 

Die sitzen abends noch lange zusammen und reden und lachen. Die Stimmen hallen durchs das Gebäude, es scheint nach innen offen zu sein. Mein Zimmer ist von dem großen Empfangs- und Essensaum abgetrennt und nach oben offen. 

 

Mit einem von den Jungs frühstücke ich am nächsten Morgen zusammen. Er kommt aus Ghana, die Familie lebt in Frankreich. Er arbeitet in Tunis. Ich mache mich zügig auf den Weg.

 

 

 

 

Da die Fähre gestern viele Stunden Verspätung hatte, konnte ich das Fahrrad für meine Begleitung auf dem Rückweg, nicht mehr mieten. 

Ich weiß nicht, wann der Laden aufmacht und fahre auf gut Glück hin.

 

Ich habe einen Zugplan von den Zügen nach Gabès und weiß, das es drei Züge dorthin gibt. Der erste fuhr schon um 6, der nächste um 13 Uhr und noch einer am Nachmittag. Ich habe in Gabès noch keine Unterkunft, nur einen Tip von Nancy. 

Und so will ich den Zug um 13 Uhr bekommen, da ich mindestens 6-7 Stunde fahre, damit noch genügend Zeit für die Übernachtungssuche ist.

 

 

Der Fahrradladen ist in Carthage. 20 km vom Hostel in der Medina entfernt. Noch ein ganzes Stück hinter dem Hafen.

 

Den größten Teil des Weges kenne ich ja und in Carthage frage ich mich durch und finde den Laden in einer etwas besseren Wohngegend.

 

 

 



Gerade in dem Moment, als ich klingel, biegt ein junger Mann in die Straße. Es ist Zaid. Mit ihm habe ich schon oft wegen der Reservierung geschrieben.

Das Rad ist super. Es ist für Wissem. 

Wissem kommt nach meiner Wüstenwanderung mit dem Rad von Tunis nach Gabès und wir fahren gemeinsam durch die Berge 700km zurück nach Tunis. Ich bezahle das Rad und mache mich direkt auf den Rückweg. Ich suche nach einem Telefonladen , um eine tunesische SIM Karte zu kaufen und werde am Straßenrand fündig. 

Der Verkäufer spricht kein Englisch und ich mache mir innerlich Stress. Doch da kommen eine Frau und ein Mann in den Laden. Die Frau ist jung, mit geschminktem Mund, offenem Haar und im Stil meiner jüngsten Tochter gekleidet. Sie spricht gut englisch und ist sehr geduldig mir zu erklären, wofür welche Nummer ist und wie ich das Guthaben wieder auflade. Wenn ich mich zeitlich unter Druck bringe, sowie jetzt, dann funktioniert mein Gehirn nicht richtig und ich bin schwer von kapee.

Ich atme tief durch. 

Und dann geht es. Ich will schon fahren, da weist mich der Verkäufer freundlich darauf hin, das ich noch zahlen müsste. Oh mein Gott, wie peinlich...großes Gelächter. 


Ich besorge noch ein bisschen Obst in einem kleinen Laden am Straßenrand und radel die 20 km zum Bahnhof zurück. Ich muss bis kurz vor der Medina und mich dann links halten, weiß ich. 

Kurz vorher schau ich auf Google Map. Ich habe ja jetzt Internet. 

Ich bin rechtzeitig am Bahnhof. 


Am Schalter will man mir kein Zugticket für mich und das Rad verkaufen. Ich muss etwas warten und es kommt jemand, der mich zu einem Büro in der Nähe der Gleisen bringt. Dort diskutiert er mit einem älteren Herren, der sehr bestimmt ist. 


Ok, ich soll das Ticket im Zug kaufen. Ich hole mein Rad aus der Halle und bekomme noch den Hinweis, darauf aufzupassen 😉


Der Bahnsteig ist abgesperrt und ein Kontrolleur fragt mich barsch nach meinem Ticket. Ich komme mit Englisch n meine Grenzen mich verständlich machen zu können. Da kommt jedoch der Mann, der das angeordnet hat und ich darf durch.


Ich warte etwas länger auf dem Bahnsteig. Es gesellt sich ein Mann um die 80 zu mir, vielleicht auch jünger. Er kommt aus Lybien. Er ist traditionell gekleidet, mit einem kleinen Hut und langem Tuch drüber. Wir plaudern ein wenig. Es ist windig und er streicht mir eine Strähne aus dem Gesicht und meint dann zweimal, ich sei süß. Ich möchte es nicht näher. Ich schau ihn nicht an und dreh mich ein bisschen weg. Er versteht es. Wir bleiben noch ein wenig zusammen stehen, dann schlendert er weiter.


Und dann rollt der Zug ein. So ein Zug wie unsere Regionalzüge, nur etwas in die Jahre gekommen. 

Am Anfang sehe ich einen größeren Waggon und gehe dorthin. Der Schaffner, den ich dort vorfinde, ist auch sehr barsch, schüttelt mit dem Kopf, ich soll in ein Abteil gehen. Ich schiebe zurück. Die Abteile sind sehr hoch, zum Glück hilft mir der Salzstangenverkäufer, das Rad reinzuheben. Da kommt der Mann, der den Ticketverkauf im Zug angeordnet hatte. Nein, das Fahrrad soll in den Waggon vorne. Also wieder raus. Der Schaffner kommt dazu und es bricht ein Streit zwischen den beiden aus. 


Wow, was für eine Ausdruckskraft. Sie schreien sich beide maximal an, wie ich es noch nie erlebt habe. Ich zucke zusammen und möchte gleichzeitig fragen, darf ich auch mal.


Das Fahrrad soll wieder rein, also wieder rein. Die beiden streiten bestimmt noch 10 Minuten. Ich stehe etwas ratlos in dem kleinen Flur. Das Rad versperrt so eine Tür. Ich schaue Mitreisende an, die schütteln nur mit dem Kopf, es sei nichts.


Ich will mich in die 2. Klasse setzten, aber niemand sitzt hier, alle sitzen in der 1. Klasse. Ok, ich gehe mit rüber und finde noch einen Platz neben einem jungen gepflegt aussehenden Mann. 

Wir fahren schon länger, als wir ins Gepräch kommen. Er kommt gerade von einem Vorstellungsgespräch in Tunis. Er hat sein Studium abgeschlossen und seine Zeugnisse dabei. Die sind etwas zerknickt, aber der Bart ist beeindruckend perfekt rasiert. Er spricht sehr gut Englisch und wir unterhalten uns lange. Der Zug ist ziemlich voll. Vor den Ausgängen darf geraucht werden, der Geruch wandert durch die Abteile. Ein Mann auf der anderen Gangreihe neben mir reibt sich mit starkem Parfüm ein. 

Ich kann es aushalten . Meine Sinne kommen an ihre Belastungsgrenze.


Im Laufe der vielen Stunden ist die Stimmung im Zug gut. Viele unterhalten sich miteinander und einige schlafen oder schauen in ihr Handy. 

Dann steigt mein Sitznachbar aus. 



Kurz vorher sind schon ein paar Jungs eingestiegen. Manche haben neben mir auf der anderen Seite Platz genommen. Sie müssen um die 20 sein, eine große Lebendigkeit geht von ihnen aus. Als der Platz neben mir frei wird, springt einer auf und fragt, ob er da sitzen darf. Natürlich.


Ich entspanne mich und schaue aus dem Fenster, habe mich ja gerade sehr lange unterhalten. Aber ich merke schon das der junge Mann darauf brennt, sich mit mir zu unterhalten. Ich bleibe ruhig und irgendwann kommen wir ins Gespräch. Wir benutzen den Translater, für Französisch, Arabisch und Deutsch Übersetzungen. Auch er hat studiert und sucht Arbeit. Er heißt Amine und wohnt in Gabès. Er ist an vielem interessiert, wir reden über Gott und die Welt und seine Freunde wechseln immer mal wieder die Plätze, strahlen mich an oder flüstern ihm was ins Ohr. Er meint sie seien eifersüchtig, weil er da sitzt. 

Ich erfreue mich an diesem ganzen Interesse und wir lachen viel zusammen. 






Sonnenuntergang 💗



Kurz bevor wir aussteigen, fragt er mich, ob er mich zu Unterkunft bringen darf. 


Zur Sicherheit. Ich werde zwar ab morgen alleine mit dem Rad durchs Land fahren, aber ja gerne, warum nicht. Am liebsten möchte er das ich seine Familie kennenlerne. Ich werde morgen nach Nouill starten. Das wäre jetzt Zuviel. Aber ich schau mal.....


Wir finden eine kleine Unterkunft, wo nur Einheimische übernachten. 

Und der Portier zeigt mir auch sogleich seine Familienfotos, ich brauche jetzt aber Rückzug. Das war ein voller Tag. Danke für diese nette Begleitung, Amine.



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