Teil 5 Eine Schifffahrt die ist lustig....

 

Die Fähre nach Tunis soll heute um 7 Uhr fahren. Und so fange ich auch schon um vier wieder an Yoga zu machen, einzupacken und die restliche WLAN Zeit zu nutzen. Ich habe noch keine Verpflegung für die Schifffahrt und muss das Fahrrad und Gepäck ziemlich weit die Treppen von meiner Unterkunft rauf und runter tragen. Kurz vor sechs sitze ich auf dem Rad. In Salerno sind jedoch die Bürgersteige noch hochgeklappt. So radele ich summend umher und lächele, das hilft mir gut meiner bei Verpass-Ängstlichkeit. 

In der Nähe vom Bahnhof werde ich fündig, zwar kein Obst, aber Käse, Salami, Brot und Wasser. Ich habe ja den Gaskocher und Frühstücksbrei und Fertiggerichte dabei, aber wer weiß, ob ich den Gaskocher auf der Fähre benutzen kann.

Und radele dann in den Morgen zum Hafen. 

„7 Uhr, nein frühestens ab 10 Uhr“ heißt es heute beim Pförtner. 

?   Ok, ich habe vorher schon entschieden, es zu nehmen wie es kommt. Gestern Abend hab ich festgestellt das Nancy, die mit in die Wüste geht, auch in Salerno ist, sie wollte eigentlich von einem anderen Ort mit der Fähre fahren. 

 

Ich hatte Nancy Bescheid gegeben und sie kommt um 8, solange sitze ich vor der Einfahrt, auch andere sind schon da, LKW Fahrer, die in einer Bude Kaffee oder wahrscheinlich eher Tee trinken, denn die meisten sind Tunesier. Andere befüllen ihr Auto bis zum Rand mit Gepäck und der Rest wird kunstvoll aufs Dach gebunden. Nancy und ich gehen noch bis 10 Uhr an den Strand, der nicht weit entfernt ist und warten dann letztendlich noch ein paar Stunden vor der Hafeneinfahrt mit den anderen. Alle sind äußerlich ruhig, aber doch auch ein bisschen unruhig, manche müde, so wie ich. Kleine Gespräche entstehen. Ich komme in Kontakt mit einer Frau aus Polen. Als ich sie auf Polnisch frage wie es ihr geht, freut sie sich sehr. Sie kann ganz gut deutsch, nur kein italienisch, französisch oder arabisch. Sie ist mit dem Auto in 3 Tagen von Polen nach Salerno gekommen, lässt sich extra Zeit, weil sie sonst soviel Stress im Kopf hat. Man könnte die Strecke auch an einem Tag schaffen. Sie hat Freunde in Tunesien, die sie besucht. Sie hat immer soviel Angst die Fähre zu verpassen, am Hafen nicht verstanden zu werden und Schwierigkeiten mit dem Auto zu bekommen, erzählt sie. Ich kann das verstehen 😉 Wir lachen viel zusammen und ich sehe wie sie sich entspannt. Dann werden wir in kleinen Gruppen mit einem Bulli zum Ticketschalter gefahren. Gepäck, Autos und mein Fahrrad bleiben solange draußen und dann stehen wir wieder vor dem Hafengelände. Es dauert dann noch ein paar Stunden bis wir an Bord können und noch länger bis wir ablegen. 

 

 

 

Ich habe keine Kabine gebucht, sondern will an DECK schlafen, was auch immer das heißt. Die meisten Tunesier übernachten anscheinend so. 

Ich hatte irgendeine Vorstellung von einem leeren Raum. 

Als wir dann endlich an Bord  sind, bin ich sehr müde und das DECK sieht dann so aus. Die Tisch

e sind von den gepolsterten weißen Bänken umrundet und man kann drauf liegen. Es können einigermaßen viele Leute hier liegen.

 

 

 

 

Allerdings laufen mehrere Fernseher und die volle Beleuchtung ist an. Neben mir ist ein Gruppe Franzosen, eine Frau schläft schon und auch ihr Freund schläft gerade über einem Buch ein. Links von mir schläft eine andere  Frau mit Käsefüßen. Sehr unangenehm. 

Der Rest der Leute sind tunesische Männer, viele LKW Fahrer.

 

Ich beobachte 2 Männer, die nicht so weit entfernt sitzend. Bei dem einen klingelt das Handy, er geht nicht dran und lässt es klingeln. Die Schlafenden scheint es nicht zu stören, nur mich, ich habe bewertende Gedanken. Es klingelt noch 2 x durch, der Typ der neben ihm sitzt sieht meinen Blick und fordert den anderen auf zu reagieren, deute ich. Er geht dann tatsächlich ran und telefoniert laut. 

Mir ist es hier zu eng...hauptsächlich wegen meiner eigenen Gedanken und wegen des Lärms, besonders das Geplapper aus den Fernsehern. 

Ich habe schlechte Laune....laufe umher und finde das Außendeck, 

zum Glück...eine Alternative....und Nancy finde ich auch 🙃😃

 

 

Und entscheide ich mich, das beste daraus zu machen 🙃

 

Ich wollte die Erfahrung, voila 

Vielleicht kann ich ja auch draußen schlafen.

 

 

An Bord ist auf jeden Fall mehr Gepäck als Menschen.

 

Und mehr Kinderräder als Kinder 😉

 

 

 

Zum Sonnenuntergang sitze ich allein draußen und schreibe. Ich habe wegen des Windes die Regenjacke drüber und mir eine Decke um die Beine gebunden. 

Es gehen die beiden Männer vorbei, die ich drinnen mit dem Handy beobachtet habe. 

Der Typ mit dem Handy geht vor und fragt irgendwas mit „frere“ und ich deute „ob mir nicht kalt ist“ Ich sage nein und zeige auf die Decke. Da fasst er die Decke und somit einfach mein Bein an, ich bin völlig überrascht, mir entgleiten die Gesichtszüge, in dem Moment schlägt der Typ hinter ihm schon seine Hand weg. Das dauert alles nur ein paar Sekunden. Ich ärgere mich, über mich selbst. Ich hatte es mir doch fest vorgenommen. Ich muss ganz klar für meine Grenzen und Respekt sorgen. 

Ich hätte die Hand wegschlagen müssen. Also.....danke schön für diese Lektion, ich habe es noch nicht verstanden.  Danke an beide Männer. 

 

 

Später bin ich mit Nancy noch lange draußen, auch als es schon dunkel ist. 

Nancy hat eine Kabine gebucht und ist alleine in einer Viererkabine, ein zweites Bett ist aufgeklappt und leer. 

Ich nehme ihre  Einladung gerne an, bei ihr zu übernachten. Und es gibt sogar noch Platz für die Yogamatte. Das ist sehr gut. Ich will dran bleiben, es wird noch belastend genug für meinen Rücken. Und ich schlafe so herrlich. 🙏🏻💗