Light & Shadow in der Wüste -Teil 2

 

Der Sand fliegt fein durch die Luft. Es ist heiß und ich sitze unter meinem Tuch unter einem großem Busch in der Sahara. Faiçal schläft. Ich bin unter Spannung und bringe meinen Körper ins Zittern. Die Bewegung die kommt, ist kräftig.

Über all unseren Sachen hat sich eine feine Sandschicht gelegt und ich krame in meinem Rucksack nach Geistesübungen, die ich mir in ausgedruckter Form mitgenommen habe.

Damit gehe ich auf eine Sanddüne. Mehr Wind, weniger Fliegen hier oben. 

Ich lese und meditiere.

Irgendwann taucht in der Ferne die Silhouette eines Mannes und zweier Kamele auf.

Es ist Amour, der Arbeitskollege von Faiçal, der ab jetzt mit uns durch die Sahara geht.

Als ich von meiner Düne wieder runter komme, sind die Männer schon am Kochen. Ali, der Onkel von Faiçal kommt auf dem Moped vorbei. Es gibt vorzügliches Couscous mit Gemüse und Fleisch.

Der Wind legt sich am Abend und somit auch der fliegende Sand.

 

Allhamdüla- Gott sei Dank

 

Wir sitzen am Feuer, die Männer reden miteinander. Manchmal versucht Ali mit mir ins Gespräch zu kommen. Ich bin jedoch einsilbig und verabschiede mich relativ früh und lege mich ab .

Der Himmel ist fantastisch, die Sterne sind klar, der Mond noch fast voll und der Himmel unfassbar groß.

 

Das Brot das Amour am Morgen backt ist gleichmäßig braun, weich und warm. Er steht immer als erstes auf. Jeder Handgriff sitzt und alles was er tut, tut er in völliger Ruhe.

Amour spricht Arabisch und Französisch, ich spreche Deutsch und Englisch. Und doch verstehen wir uns. 

 

Wenn wir gehen, singt er manchmal leise und oft kommen mir die Tränen. Er berührt mein Alleinsein.

Faiçal lässt mich an der Stelle. Dafür werde ich ihm später dankbar sein.

 

Mein Bedürfnis nach Nähe zu ihm, lässt mich einen alten Schmerz fühlen.

Unser Englisch reicht für kein tieferes Gespräch. Und doch weiß ich, dass es nicht Gespräche sind, nach denen ich mich sehne. 

 

 

 

 

 

Wir ziehen die Tage in der Wüste umher. Meist gehen wir nur 2 Stunden, da es mittags wieder sehr heiß wird.

Wir nutzen die kleinen Büsche und die Männer buddeln kleine Unterschlüpfe und hängen die Büsche mit Decken ab. Unter dem Busch warten wir liegend die Hitze ab. 

Sobald es geht, ziehe ich mich in die Wüste zurück, manchmal stundenlang. 

 

Manchmal ....wenn ich zurück zu den Männern komme, sehe ich mein eigenes Licht in Faiçals.

Er strahlt mich an.

Und zieht sich kurze Zeit später wieder zurück. Immer wieder komme ich ins Leiden in seiner Nähe/Distanz.

 

Abends singen die Männer am Feuer, sehr inbrünstig. Ich kann mich nicht überwinden mitzusingen und bereite mir damit bekannten Schmerz und lasse die Tränen laufen. Soviel zurückgehaltenes Leben. Vergebung.

 

 

 Ja, Faiçal hat Ähnlichkeit mit meinem Vater und ich kann fühlen wie ich die Situation kreiere. Bis ich mich irgendwann für etwas anderes entscheiden kann. 

 

Den vorletzten Tag gehen wir drei zu einem Brunnen inmitten einer kleinen Palmenoase. Er liegt eine Stunde zu Fuß entfernt.

Amour war in den Morgenstunden schon einmal da. 

Ich sehe noch seine Fußspuren im Sand und gehe vor. Das tut schon mal gut. Und wenn es nur zum Brunnen ist und der Weg markiert. 

Den eigenen Weg gehen.

Immer wieder mache ich die Rosenmeditation* und reinige Faiçal aus meinem Energiefeld. Ich spüre, nach und nach, wie mehr Raum um und in mir entsteht.  

Am Brunnen bekommen die Kamele Wasser und wie machen wir das nun mit dem Duschen?

 

Faiçal zieht sich bis auf die Unterhose aus, ich hole das Wasser aus dem Brunnen und Amour kippt ihm das Wasser über den Kopf. 

Faiçal möchte mein Shampoo und guckt sparsam, das es "nur" Lavaerde für die Haare gibt. Kein richtiges Shampoo? Nein.

 

Dann bin ich dran. Ok, dann los, Klamotten bis auf BH und Unterhose aus und dann lass ich mir von den Männern das Wasser über den Kopf kippen. Wow, ist das herrlich.

Sie wundern sich, das mir das kalte Wasser nichts ausmacht. Wenn sie wüssten wie kalt Bergseen sind!!!

 

Ich genieße es. Und für die restlichen Körperteile nehme ich eine Flasche mit Wasser und gehe hinter die Dünen.

 

Zurück laufe ich wieder vor und lasse im Geiste Rosen explodieren.

 

Abends, als es dunkel ist, singe ich laut am Feuer. 

 

 

Und dann kann ich die Augenhöhe zu Faiçal  halten.

Ich habe meine  Kinder** an der Hand und sie schauen mich an, nicht ihn.

 

 

Allhamdülah

 

 

 

 

 

 

* Rosenmeditation nach Anna Maria Pierce

** meine Kinder:   meine eigenen inneren emotionalen Anteile, die ich selber erschaffe

Kommentar schreiben

Kommentare: 0