Light & Shadow in der Wüste

Ich bin in Südtunesien bei der Familie von Faiçal, mit dem ich in die Sahara gehen möchte.

Es ist für Ende April ungewöhnlich heiß und es steht die Frage im Raum, ob es für mich zu heiß ist.

Wir denken über Alternativen nach, doch nichts fühlt sich stimmig an. Ich habe innerlich "noch" keine Wahl. Ich will unbedingt. Und doch habe ich großen Respekt vor der Hitze, ich weiß nach Marokko, wie schnell ich am Limit bin.

Für Faiçal ist es gar kein Problem, er ist ganz andere Temperaturen gewohnt.

 

Wir entscheiden uns erstmal zu gehen, alles mit zunehmen und falls es zu heiß ist, umzukehren.

Am späten Nachmittag holt uns eine Frau aus dem Nachbardorf mit ihrem Auto ab.

Bei ihr stehen die Kamele hinterm Haus (eigentlich Dromedare, doch wir sprechen immer von "Camel")  

und in einer Garage lagert der Rest: 

Matratzen, Decken, Kisten mit zerbeultem Geschirr, Lebensmittel wie Mehl, Couscous, Nudeln, Öl, Salz und Zucker, Tomatenmark, Fisch in Dosen, Apfelsinen und einiges mehr.

 

Salate, Tomaten, Gurken und Zwiebeln haben wir frisch mitgebracht .

Morgens noch war ich mit seiner jüngsten Schwester auf dem Markt in dem Dorf, in dem die Familie wohnt.

 

Das war schön mit ihr. Ich mochte die Atmosphäre auf dem Markt. Die Schwester war sehr wählerisch und ist von Stand zu Stand gegangen und hat die Qualität geprüft. Was ihr nicht gefiel, hat sie wieder weg gelegt.

Mir gefiel ihre Bestimmtheit.

Auf dem Hin- und Rückweg hat sie immer wieder meine Hand genommen. Ich habe ihre Nähe und Leichtigkeit sehr genossen.

Nachbarn wurden immer wieder in einem stetig wechselnden Frage und Antwort Singsang begrüßt.

 

Aber nun werden die Kamele beladen. Ich beobachte, wie Faiçal es macht und versuche zu helfen. Die Tiere bekommen Wasser, viel Wasser. 

Faiçal ist konzentriert. Auf mich wirkt es wie ein riesiges Chaos, doch er wühlt sich kontinuierlich durch sein Material.

 

 

 

 

Chouchou bekommt einen Nasenring, das mag er garnicht. Und Bisu wird an Chouchou gebunden.

 

Dann geht es los. "You drive the camel!".

Chouchou läuft direkt hinter mir und rülpst mir immer wieder ins Ohr, kein Wunder, nach soviel Wasser.

 

Wir verlassen das Dorf, durchqueren Dattelplantagen. Noch gibt es Spuren im Sand. Die Sonne geht langsam unter. 

Und wir lagern irgendwann in einer Landschaft aus kleineren und größeren Büschen. 

 

Der Mond ist schon aufgegangen und steht groß am Himmel.

Nicht weit von uns entfernt lagert Amour, der Arbeitskollege mit einer Gruppe. Er beendet morgen seine Tour, um dann mit uns zu gehen.

Eigentlich war angedacht, dass Faiçal und ich alleine gehen. Er muss jede Tour anmelden und dabei stellte sich heraus, das es nicht erlaubt ist, zu gefährlich zu zweit. 

 

Wir sammeln Holz fürs Feuer, was nicht schwer ist, überall liegt trockenes Geäst von den kleinen Büschen herum.

Als das Feuer brennt, ist die Suppe schnell gekocht. Faiçal singt. Wow.

 

Später kommt Amour noch vorbei und die Männer reden lange. Sie sprechen arabisch. Ich mag es wie sie miteinander sind. Amour muss zwischen 60 und 70 Jahren alt sein. Er hat eine ruhige, feine Art, spricht eher leise und ist sehr zugewandt.

Er nimmt mich wahr und lächelt mir immer wieder freundlich zu. 

 

 

 

 

Als die Sonne aufgeht, werde ich wach, es ist noch frisch. 

Faiçal schläft mit der Decke über den Kopf. Der Himmel ist wunderschön mit der aufgehenden Sonne, die braunen und grünen Farbtöne der Landschaft wirken in der Dämmerung besonders.

Chouchou und Bisu hoppeln durch die Gegend, an den Vorderbeinen zusammen gebunden, legen sie trotzdem ganz schöne Strecken zurück.

Ich streife umher und meditiere.

 

Als ich zu unserem Platz zurück kehre, hat Faiçal das Feuer schon wieder an und zaubert aus Mehl, Salz und Wasser ein Fladenbrot. 

Er schiebt die Glut beiseite und bedeckt das Brot damit. Wir essen es warm und tunken es in Öl. Es schmeckt köstlich. Dazu gibt es Tee.

 

Das Mehl hat er in einem größeren Sack, Salz in einer Plastikgetränkeflasche, genau wie den Zucker.

Wasser in zwei großen Kanistern. Die Lebensmittel in zwei großen Säcken und das Geschirr in Plastikkörben.

 

 

Es beginnt zu winden, als wir aufbrechen.

 

Es ist still zwischen uns. Wir reden nicht viel. Ich beobachte ihn oft. Bewunderung?

Ich mag seine natürliche Schönheit, seine Präsenz und Selbstsicherheit. 

Er ist stark im Ausdruck und alles was er tut, zieht meinen Blick magisch an. (Naja, soviel gibt es hier sonst auch nicht zu beobachten.)

Für mich ist es unangenehm. Ich bin zu sehr bei ihm und habe gefühlt keine Augenhöhe.

 

Das will ich ändern.

 

Ich bin erst froh über den Wind, dadurch ist es nicht so heiß.

Doch der Wind nimmt immer mehr zu. 

Ich kann kaum etwas sehen, alles wird eins. Der Sand fliegt. Der Horizont ist kaum noch auszumachen. Es wird immer heißer.

 

Nach zwei Stunden suchen wir uns Schutz unter einem größeren Busch und laden die Kamele ab.

Wir vergrößern den Schatten mit einer Decke, die wir an den Busch binden und legen uns darunter.

Fliegender Sand und Hitze nehmen zu. Und die Fliegen auch. Wo kommen die jetzt eigentlich her? 

Unter dem Tuch ist es noch wärmer, doch die Fliegen nerven nicht so. Wir dösen ein.

Faiçal kann ziemlich lange schlafen. Ich harre aus. Es wird vorüber gehen.

 

Der Willens-Test.  

 

 

Ja, ich will. 

 

 

 

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